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Ein Nachmittag daheim

Sie jassen, tanzen, plaudern. Der Kurz-Dorf-Träff stösst bei Seniorinnen und Senioren auf Anklang. Die Bilanz nach dem ersten Betriebsjahr ist positiv. Nur der Mittagstisch läuft noch nicht rund.

«Keine Angst, ‹trümmlig› wird niemandem.» Die Line-Dance-Anfänger lachen über das, was der Tanzlehrer gesagt hat. Sie haben sowieso eine Riesengaudi bei diesem Tanz-Schnupperkurs – allen voran der einzige ältere Herr in der Runde. In der anderen Hälfte des Saals wird an drei Tischen gespielt. Eine Jassrunde ist jeden Mittwoch hier. Zwischendurch darf es auch mal ein Kaffee und ein Stück Schoko-­Birnen-Kuchen sein. Das ist der Kurz-Dorf-Träff: jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr im Eisenwerk. Ein Ort ohne Konsumationszwang, um mit anderen etwas zu machen, oder einfach, um zu sein.

Seit einem Jahr besteht dieses Angebot. Angesprochen sind ältere Menschen, aber eigentlich auch alle anderen, die mal unter Leuten sein wollen. «Der Kurz-Dorf-Träff hat sich etabliert», sagt Sonja Winkler. Sie bildet ­ mit Katharina Manser, Susann Lüscher und Caroline Spiri die ­Betriebsgruppe des Treffs. Man habe mittlerweile ein Stamm­publikum, erzählt Manser. Im Schnitt seien es 20 Personen an einem Nachmittag. An einem Erzählnachmittag waren es schon mal fast 40 Besucherinnen und Besucher. «Für viele ist der Kurz-Dorf-Träff ein fixer Programmpunkt in der Woche.»

Gedächtnistraining, Lotto, Line-Dance-Kurs
Sympathisch ist, dass jeder Gast persönlich begrüsst wird. Schneemänner hängen an den Wänden, auf einem Tisch hat es Karten- und Brettspiele. Daneben gibt es jeden Mittwoch noch ein spezielles Programm, diesmal eben der Line-Dance-Kurs. Gedächtnistraining ist regelmässig. Dann gibt es die Reihe «Geschichten, die das Leben schrieb». Mal steht ein Lotto an, oder auch schon wurden Adventskränze gefertigt. «Wir haben jetzt mal ausprobiert», sagt Winkler. Man sei aber offen für Besucherwünsche. Dafür gibt es einen speziellen Briefkasten beim Eingang. Zudem hat die Betriebsgruppe auch schon Umfragen bei den Besuchern und bei den Mitarbeitern gemacht. «Die Rückmeldungen sind positiv. Die Leute schätzen das vielfältige Programm», sagt Manser.

Rund 20 Mitarbeiterinnen helfen mit, pro Nachmittag vier bis fünf Personen. Sie arbeiten ehrenamtlich, backen Kuchen, machen Kaffee, sorgen für Deko und vieles mehr. «Ohne diese Freiwilligen würde es nicht gehen», sagt Sonja Winkler. Das Engagement dieser Leute sei beeindruckend. Zum Erfolg würden aber auch die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem Eisenwerk und der Eisenbeiz sowie die Unterstützung der Stadt beitragen. Die Stadt ist Trägerin des Angebots. Wenn die externe ­Finanzierung des Pilotprojekts heuer ausläuft, soll das Angebot selbsttragend sein – mit Ausnahme der Saalmiete, für welche die Stadt aufkommt. «Deshalb sind wir in Zukunft auch vermehrt auf Sponsoren angewiesen», sagt Winkler.

Wenn ein Angebot erfolgreich ist, stellt sich die Frage nach einem Ausbau. «Das steht bei uns momentan nicht auf der Traktandenliste.» Man wolle zuerst noch mehr Erfahrungen sammeln. Hauptsache sei, dass sich die Besucher am Kurz-Dorf-Träff daheim fühlten, sagt Winkler. Einzig der monatliche Mittagstisch ist bisher nicht ins Rollen gekommen. Die Gründe dafür bleiben für die Betriebsgruppe im Dunkeln. «Wir haben sogar den Preis von 15 auf 10 Franken gesenkt», sagt Manser. Der Mittagstisch sei aber nicht gestorben, sondern momentan einfach auf Eis gelegt.

Der Kurz-Dorf-Träff sucht Mitglieder für die Betriebsgruppe sowie Tagesverantwortliche. Interessierte melden sich über kurzdorftraeffNULL@awiq.ch oder telefonisch auf 079 675 45 81.

Quelle: Thurgauerzeitung, 26. Januar 2017