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Im Kurzdorf Frauenfeld wird Nachbarschaftshilfe gelebt

Unter diesen Titel durfte der „Kennenlern-Abend“ vom 29. Juni, im Chrüterhus, Frauenfeld, erlebt werden. Die sechs Oorganisierenden der Vermittlungsstelle hatten zu diesem Abend eingeladen.

Von Erika Düring

Der Empfangsraum im Dachstock vom Chrüterhus, wo wir das Gastrecht geniessen durften, wurde schön hergerichtet. Den ganzen Nachmittag waren vier Leute der Organisationsgruppe damit beschäftigt, feine Käseplatten, belegte Brötchen, Fruchtspiesse und weitere gluschtige Sachen herzurichten. Zudem fand jeder Gast an seinem Platz ein kleines handgemachtes Willkommensgeschenk. Denn just am 1. April dieses Jahres ging der Aufruf an die Kurzdorfer Bevölkerung, sich nachbarschaftlich zu engagieren oder ihr Können und Wissen in der Talentbörse zur Verfügung zu stellen.

Der Aufruf war so erfolgreich, dass bereits 21 Adressen für Hilfsangebote für die  Nachbarschaftshilfe und 14 Adressen für die Talentbörse registriert sind. Mit Stolz dürfen wir berichten, dass bereits rund 20 solche Hilfeanfragen bei uns angekommen und dank nachbarschaftlicher Hilfe erledigt wurden oder noch am Laufen sind. Die eine oder andere Anfrage entpuppte sich sogar als kleinen Dauerauftrag, dem entsprochen werden konnte.

Dank an alle Helferinnen und Helfer
Es wurde Zeit, dass diese Hilfsbereitschaft mit einem gemütlichen Begrüssungsabend gebührend honoriert wurde. Das Ziel war schliesslich, sich kennen zu lernen. Also wurde bei kulinarisch sommerleichten Genüssen und spritzigen Getränken ausgiebig geredet und gelacht. Ein paar Helferinnen und Helfer konnten bereits Erlebnisberichte einbringen und davon erzählen, wie schön es war, helfen zu können - und wie befriedigend es auch war, die Erleichterung der Menschen, denen geholfen wurde, zu spüren.

Zur Freude von allen konnte nur von positiven Rückmeldungen berichtet werden. Das ist nicht zuletzt dem grossen Engagement der Helferinnen und Helfer zu verdanken. Egal wie schwierig sich die weltliche Situation präsentiert. In der kleinen Zelle des Quartiers Kurzdorf wohnen Menschen mit Herz, die gerne ihren Mitmenschen helfen. Ohne gross darüber zu lamentieren, ohne nach dem Lohn zu fragen. Freiwilligenarbeit ist und bleibt unentgeltlich.

Wer ist die Stimme am Telefon und wie geht es nach dem Anruf weiter?
Bisher war nicht bekannt, wem denn die Stimme gehört, die jeweils turnusmässig am Dienstagvormittag oder am Donnerstagnachmittag das Telefon abnimmt und Fragen stellt, um herauszufinden, wer was braucht und welche Helferin/welcher Helfer diesen Einsatz leisten könnte. Darum wurde es auch Zeit, dass sich in einer Begrüssungsrunde jedes von der Vermittlungsstelle persönlich und in seiner ganz eigenen Art vorstellte.

Nach dieser Vorstellungsrunde überbrachte Urban Kaiser, der Leiter des Amtes für Alter und Gesundheit der Stadt Frauenfeld, den herzlichen Dank, die Wertschätzung und die Grüsse von behördlicher Seite. Er bekräftigte, dass es nicht reicht, mit dem Nachbarn ein gutes Gesprächsverhältnis über den Gartenzaun zu pflegen, sondern dass gelebte Nachbarschaft kleine Dienstleistungen im Notfall einschliessen sollte.

Genau darum wurde die Nachbarschaftshilfe im Kurzdorf, hervorgegangen aus dem Projekt AWIQ, in Frauenfeld ins Leben gerufen. Wir, die Kurzdörfler, beleben das Pilotprojekt für Frauenfeld und sammeln die ersten Erfahrungen um diese Erfahrungen dereinst an weitere Quartiere in Frauenfeld weiterzugeben.

Wertschätzend war auch die Anwesenheit von Heinz Wiederkehr vom DaFA Frauenfeld. Er bestätigte, dass es gut und sinnvoll ist, unter dem Dach der DaFA zu agieren. Der DaFA hat die Trägerschaft übernommen und leistet wichtigen, fachlichen Support. Eine unverzichtbare Hilfe, die manchen Stolperstein, schon vor dem Fallen, aus dem Weg räumt. Eine Quelle der Motivation und Inspiration.

Worin unterscheiden sich Nachbarschaftshilfe (NBH) und Talentbörse
Nachbarschaftshilfe und Talentbörse sind „Geschwister“ sie unterscheiden sich aber wesentlich im Anspruch. Bei der Nachbarschaftshilfe können kleine Hilfeleistungen wie Wäsche aufhängen, Zeitungen und Karton entsorgen, Stolperfalle Teppich entfernen, Einkäufe, Begleitung zu Einkäufen usw. beantragt werden.

In der Talentbörse findet man Angebote von etwas, was jemand gut kann und gerne einer Drittperson, die das auch können möchte, zeigt. Auch hier wurden schon PC-Probleme gelöst, Korrespondenz richtig geschrieben, sportliche Treffen vereinbart usw.

Seit eben ist ganz neu das Projekt „ich möchte Keyboard spielen“ am Wachsen.
Das Schöne dabei: Sowohl NBH wie Talentbörse können generationenübergreifend passieren. Zwar haben bis jetzt vorwiegend betagte Menschen um Hilfe gefragt, wir sind aber sicher, dass sich mit der Zeit auch Familien aus dem Kurzdorf melden werden, um von diesem Angebot profitieren werden.

Die wohl wichtigste Erkenntnis
Die aus dem gesamten Projekt AWIQ hervorgegangenen Projekte Nachbarschaftshilfe und Talentbörse sind unverzichtbar, wenn innerhalb der Quartiere das „miteinander älter werden“ nicht ausschliesslich Privatsache bleiben soll.

Darum gilt es, trotz sehr erfreulichem Anfangserfolg am Ball zu bleiben. Immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass es Nachbarschaftshilfe und Talentbörse gibt. Dass dieses umfangreiche Angebot für alle im Kurzdorf lebenden Personen zu haben ist – und das alles kostenfrei.

Sie überlegen sich einen Einstieg in die gute Sache oder möchten mehr wissen?
Sie möchten Hilfe in Anspruch nehmen? So finden Sie uns:
 

Email nbh-kurzdorfNULL@awiq.ch
Email talentboerseNULL@awiq.ch
Telefon 052 511 05 30
  Dienstag von 09.00-11.00 Uhr
  Donnerstag von 14.00 bis 16.00 Uhr

 

Dazu passt das Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: Erfolg hat 3 Buchstaben – TUN!